Unternehmensberater werden

Klischee Consultant

Ist es ein Klischee? Montags früh um 7 Uhr mit dem Flieger zum Kunden, wenn es gut läuft, Donnerstagabend zurück und am Freitag Bürotag. Dazwischen werden PowerPoint-Folien erstellt und knallharte BWL angewendet. Es ist ein Klischee, aber eines, das natürlich auch einen Kern Wahrheit enthält. Reisen zu Kundenunternehmen lassen sich aus verschiedenen Gründen nicht gänzlich vermeiden, doch durch die Corona-Pandemie verstärkt, haben flexiblere Arbeitsformen und die Zunahme von Remotearbeit in den meisten Unternehmen zu einem veränderten Arbeitsumfeld für Mitarbeitende in der Consultingbranche geführt. 


Inhaltsverzeichnis

 

Was ist ein Unternehmensberater/eine Unternehmensberaterin?

Was sind die Aufgaben eines Unternehmensberaters/einer Unternehmensberaterin?

Auf was können Unternehmensberater und Beraterinnen spezialisiert sein?

Gründe für den Consultingberuf

 

Wie wird man Consultant?


 

 

Was ist ein Unternehmensberater/eine Unternehmensberaterin?

Der Consultantberuf ist jedenfalls keiner wie jeder andere. Er ist sicher einer der Berufe mit der größten Bandbreite und den vielfältigsten Konstellationen, er ist ein besonderer Beruf. Über 150.000 Menschen üben ihn in Deutschland aus. Tendenz steigend, denn Consulting ist eine Wachstumsbranche: In einer ständig komplexer, aber auch schneller werdenden Welt, ist die Notwendigkeit und das Bedürfnis nach neutralem, fachlich versiertem Rat von außen wichtiger denn je. Der Unternehmensberater oder die Unternehmensberaterin ist daher Hilfesteller, Unterstützer, Mutzusprecher, aber auch Chancenergreifer, Problemlöser und Entscheider.

 

 

Was sind die Aufgaben eines Unternehmensberaters/einer Unternehmensberaterin?

Die Aufgaben eines Unternehmensberaters und einer Unternehmensberaterin können sehr vielfältig sein. Chancen, Herausforderungen und Probleme für Konzerne, Unternehmen, Mittelständler, Unternehmer, Selbständige, aber auch Behörden, Kommunen oder Vereine gibt es in sehr vielen Konstellationen und Varianten. Mal geht es um das Wachstum im digitalen Umfeld, mal muss sich ein Unternehmen strategisch neu erfinden, mal den Eintritt in ein neues Markt-, Produkt- oder räumliches Umfeld prüfen. Oder Mitarbeitende von Kundenunternehmen müssen aufgeschlaut, bei Veränderungsprozessen mitgenommen und, leider, wenn ein Unternehmen auf der Kippe steht, auch mit sozialer Verantwortung entlassen werden. Viele Beratungsunternehmen haben daher ihre individuellen Schwerpunkte, bei denen man sich als Consultant Spezialknowhow aufbauen kann. Die Ausrichtung einer Beratung kann sich beispielsweise  auf Branchen der Endkunden beziehen („wir können Energiewirtschaft“), auf deren Unternehmensbereiche („wir verbessern Ihr Marketing“), auf Regionen („Expert for market entry in the Middle East“) oder auf bestimmte Organisationsformen („Gründung in die Selbständigkeit“).

 

 

Auf was können Unternehmensberater und Beraterinnen spezialisiert sein?


Es gibt viele Bereiche, auf die sich Unternehmensberater und Unternehmensberaterinnen spezialisieren können. Dazu gehören bspw.:

 

  •  Gründungsberatung
  •  Prozessberatung
  •  Organisationsberatung
  •  Strategieberatung
  •  Nachfolgeberatung
  •  Sanierungsberatung

 

Dem Consultant Beruf ist gemein, dass sich die Beraterin oder der Berater schnell, aber fundiert in Themen einarbeiten muss. Sie & er müssen in der Lage sein, auch komplexe Zusammenhänge zu erkennen, scheinbare Ursachen für Probleme als solche zu enttarnen, echten Ursachen auf die Schliche zu kommen, Perspektiven und Auswege zu erkennen, zu entwickeln und ihre Realisierbarkeit zu prüfen:

Sind sie... 

  •  ...finanzierbar?
  •  ...durchsetzbar?
  •  ...langfristig?
  •  ...nachhaltig?

 

Das nicht immer im allseitigen Konsens: Denn Beratungsprojekte und deren Erfolg werden von vielen Playern bestimmt. Neben dem Auftraggeber gibt es viele Stakeholder, die ggf. überzeugt werden müssen, zum Beispiel die Mitarbeitenden des Kunden, sein Betriebsrat, Zulieferer, Anteilseigner, Mutterkonzerne, Tochtergesellschaften – und nicht zuletzt die Kunden des Kunden. Man  muss zuhören können und die Argumente seines Gegenübers aufnehmen, bewerten, weiterentwickeln oder auch einordnen  – dafür braucht man eine schnelle Auffassungsgabe, Kommunikationsfähigkeiten und eine gute Analysefähigkeit. Derartig komplexe Zusammenhänge muss der Berater oder die Beraterin auch strukturieren, aber auch veranschaulichen und etwas vereinfachen können. Jetzt kommt PowerPoint ins Spiel. Dieses Format ist stets nur die notwendige Darstellung und Komprimierung der vorherigen Überlegungen, Workshops, Berechnungen, Interviews mit Beteiligten, Datenanalysen etc., man möchte fast sagen: Gibt es keine PowerPoint, ist vorher auch nicht gearbeitet worden. Schließlich braucht der Consultant Mut zu Entscheidungen. In Krisenlagen des Kunden muss oft schnell gehandelt werden, auch wenn man sich wünschte, noch tiefer in die Analyse einzusteigen.    

 

Man kann also nicht sagen, dass alle Berater und Beraterinnen von Montag 7 Uhr bis weit in die Woche unterwegs sind und in fremden Hotelbetten übernachten müssen. Natürlich gibt es zeitintensive Projekte, bei denen man auch mal 5 Tage Vollzeit unterwegs ist (und das nicht immer in London oder Berlin, sondern auch in Obertupfing). Es gibt aber genauso Projekte, die vom Büro der Unternehmensberatung oder vom Home-Office aus durchgeführt werden, zunehmend auch in Teilzeit. Denn die Fähigkeiten, die Consultants mitbringen, sind natürlich auch bei deren Kunden beliebt. Und natürlich konkurrieren Kundenbranchen und Consultingwirtschaft um dieselben Köpfe. Daher bieten Beratungsunternehmen, – auch unabhängig vom sehr guten Gehalt der Unternehmensberater - viele Benefits. Nach einer Studie des BDU liegt das Gehalt je nach Erfahrungslevel zwischen € 43.000 und € 145.000 pro Jahr. Es gibt aber stichhaltige Gründe, selbst bei ähnlichem Gehalt und vielleicht sogar komfortableren Reisezeiten in anderen Branchen den Consultingberuf vorzuziehen. Es ist einfach der spannendere Beruf. Kein Tag ähnelt dem anderen, durch die wechselnden Kundenprojekte lernt man neue Menschen, neue Herangehensweisen, neue Methoden, neue Orte und Regionen kennen. Man erweitert seinen persönlichen Weitblick ungemein und profitiert davon auch als Mensch. Nicht zuletzt hat der Consultant Beruf einen hohen sozialen Wert. Das erfolgreiche Bewältigen von Herausforderungen, Chancen, Risiken bei Kunden hilft auch deren Mitarbeitenden, sichert deren Existenz oder schafft neue Jobs. 

 

 

Gründe für den Consultingberuf

Der Consultingberuf ist einer der schönsten, die es gibt: Man hilft Menschen in Unternehmen und Behörden, man gibt Perspektiven und Sinn, hilft,  den Wohlstand in Deutschland und darüber hinaus zu sichern. Und das Beste daran ist: Der Beruf steht jedem offen, er ist im wahrsten Sinne des Wortes frei, ohne eigenes Gesetz, Titelschutz oder Numerus Clausus.

Eine steile Lernkurve, vielfältige, spannende, kuriose, herausfordernde Projekte, ungeahnte Herausforderungen, Entwicklung und Begleitung von Innovationen, Interaktion mit verschiedenen Persönlichkeitstypen, Zusammenarbeit in interdisziplinären Teams und noch so viel mehr - das alles sind unschätzbare Mehrwerte und bereichernde Erfahrungen, die den Consultingberuf zu etwas Besonderem machen.

Hinzu kommt, dass Abwechslung im Consulting vorprogrammiert ist. Lässt man sich einmal auf den Beratungsberuf ein, ist er herausfordernd und erfüllend zugleich, ganz unabhängig davon, für welches Beratungsfeld man sich entschieden hat. Jede Karriere im Consulting beginnt mit einer steilen Lernkurve und bietet fortlaufend vielfältige individuelle Entfaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten.

Ganz gleich für welches Beratungsfeld man sich entscheidet, durch unabhängige Analysen, die Erarbeitung individueller Handlungsempfehlungen sowie die projektbezogene Begleitung der Umsetzung wird man immer wieder vor neue Aufgaben und Entscheidungen gestellt. Mögen sich Projekte von ihrer Art her ähneln, sind sie doch nur in Ansätzen vergleichbar. Jedes Unternehmen hat seine eigene Kultur, seine eigene Note und seine eigenen Persönlichkeiten.

 

 

Wie wird man nun Consultant?

Die Komplexität der Tätigkeit und die Erwartung der Kunden an das Know-How eines Beraters legen eine Ausbildung mit abgeschlossenem Studium nahe. Erste Praxiserfahrung lässt sich dafür bestens innerhalb einer Studentischen Unternehmensberatung sammeln. Früher noch stärker, aber heute noch immer sehr begehrt sind wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge: fast die Hälfte aller Consultants haben einen. 15 Prozent der Berater und Beraterinnen sind Informatiker, 11 Prozent Ingenieure. Aber es gibt insoweit auch exotische Studiengänge, wie Rechtswissenschaften (4 Prozent) oder Sozialwissenschaften (3 Prozent). Bei der Frage Bachelor oder Master gibt es auch ein klares Bild: über 70 Prozent der Consultants haben einen Masterabschluss. Der Anteil von Nicht-Wirtschaftswissenschaftlern wird aber in Zukunft weiter steigen: Denn bei vielen Kundenprojekten werden heterogene und vielfältige Teams benötigt. Und je nach Kunde müssen zum Beispiel auch medizinische Kenntnisse oder andere Studienhintergründe vorhanden sein. Das Studium ist das eine. Eine Beraterin oder ein Berater muss – siehe Berufsbild – aber auch ein Berater-Gen mitbringen, also z.B. strukturiertes Denken, eine gute Allgemeinbildung, Empathie oder die Fähigkeit zu moderieren. Mit Beginn der Beratertätigkeit wird man dann sowieso in sein Gebiet eingearbeitet und laufend weitergebildet.

In einer Kooperationsstudie mit dem Bundesverband deutscher studentischer Unternehmensberatungen (BDSU) und dem Junior Consultant Network (JCNetwork) wurden consultingaffine Studierende gefragt, ob sie sich einen Einstieg ins Consulting vorstellen können und falls ja, ob und warum sie eine Präferenz für eine bestimmte Unternehmensgröße haben. Auf die Frage nach dem „Warum“ wurden zahlreiche Klischees und Assoziationen genannt, die jedoch nicht zwangsläufig auf alle Unternehmen einer bestimmten Größenklasse zutreffen. Was auf ein großes Beratungsunternehmen zutrifft, muss noch lange nicht auf eine andere Beratung derselben Größenordnung zutreffen. Daher möchten wir dir Folgendes mit auf den Weg geben:

Lass dich nicht von Verallgemeinerungen leiten, sondern setz dich zunächst mit deinen Wünschen und Bedürfnissen an deinen zukünftigen Arbeitgeber auseinander und schau dann hinter die Fassaden der Beratungsunternehmen. Auch kleine und mittelständische Beratungen haben bedeutungsvolle Kunden und Projekte, sehr gute Weiterbildungsmöglichkeiten und teilweise auch internationale Projekte.